Schweizer Pavillon Expo Shanghai 2010
Medienfassade aus 10‘000 autonomen, auf die Umwelt und aufeinander reagierende LED-Zellen
– Dauer: 01.05.2010-31.10.2010
– Auftraggeber: EDA (Präsenz Schweiz), Bern
– Architektur: Buchner Bründler Architekten, Basel (www.bbarc.ch), Element GmbH, Basel (www.elementdesign.ch)
– Medienfassade: iart interactive ag, Basel (www.iart.ch) (Konzeption, Planung, Gestaltung), in Zusammenarbeit mit tegoro solutions, Basel (www.tegorosolutions.com)
– Webseite des Schweizer Pavillons: http://www.swisspavilion.ch/de/home.html
Der Schweizer Pavillon auf der Expo 2010 in Shanghai ist von einer halbtransparenten Fassade umhüllt, die mit Hilfe modernster Solartechnik Strom erzeugt und die Sonneneinstrahlung als gestalterische Kraft und Energiequelle sichtbar werden lässt. Der Strom entlädt sich in Leuchtdioden, die je nach Lichteinfall und Lichtintensität in unterschiedlicher Anzahl, Konstellation und Dauer aufblitzen: Sie leuchten vereinzelt auf, interagieren miteinander und ziehen in Schwärmen oder anderen Formationen über das Netz der Fassade.
Jede Leuchtdiode ist mitsamt der übrigen Technik auf einer Leiterplatte angebracht und von einer roten Schutzhülle eingefasst. Zusammen ergeben sie tellergrosse Elemente, die in unregelmässigen Abständen am Netz angebracht sind.
Die innovative und nachhaltig orientierte Schweiz
Durch die besondere Gestaltung und das reaktive Verhalten der Fassade soll die Schweiz bereits aus der Ferne als innovatives, technisch fortschrittliches und ökologisch bewusstes Land wahrgenommen werden. Beim Nähertreten und Betreten des Pavillons konkretisiert sich nach und nach die Schweizer Vorstellung von der Stadt der Zukunft: eine hybride, vernetzte Stadt, in der Natur und Technik, Innovationskraft und Nachhaltigkeit symbiotisch funktionieren und interagieren.
10‘000 interaktive LED-Zellen
Die von 20 Metern Höhe abgehängte Fassade besteht aus einem grobmaschigen Drahtseilnetz, an dem ab drei Metern Höhe 10‘000 rote Zellen in unregelmässigen Abständen angebracht sind. Jede Zelle enthält eine – formal der Schweizer Landkarte nachempfundene – Platine mit Elektronik, die die interaktive Bespielung der Fassade ermöglicht: Solarzellen, zwei Doppelschichtkondensatoren (besonders leistungsstarke Energiespeicher), eine LED (Light Emitting Diode) und Sensoren, die auf Licht und auf die benachbarten Zellen reagieren.
Geschütz wird die Elektronik von einer roten, transparenten Hülle aus Kunstharz. Ein Feld mit kristalliner Struktur überlagert die Schweizer Landkarte so, dass sie nicht auf den ersten Blick sichtbar ist. Die Umrisse des kristallinen Feldes entsprechen dem Grundriss des Schweizer Pavillons, einer der Zylinder umfasst die Solarzellen.
Sonne als Energiequelle und Steuerungswerkzeug
Die Solarzellen erzeugen Strom, der im Kondensator gespeichert wird und sich im Aufblitzen der Leuchtdiode entlädt. Dank der Sensoren geschieht dies in Reaktion auf Lichteinstrahlung und in Abhängigkeit von der Lichtstärke. Steigt der Lichteinfall auf einen Teil der Fassade, geben die Lichtsensoren einen Impuls weiter und bewirken so das Aufblitzen der dort befindlichen Lichtdioden. Je nach Lichtintensität blitzen die Zellen kürzer oder länger auf. Die Helligkeit des Blitzes ändert sich in Abhängigkeit von der Ladung und der Umgebungshelligkeit.
Das Eigenleben der Zellen
Die Zellen funktionieren jeweils autonom, sie führen sozusagen ihr Eigenleben. Durch Einsatz eines Mikrocontrollers wird jedoch auch ein reaktives Verhalten der Zellen untereinander erzeugt. Elektromagnetische Impulse bewirken, dass jede Zelle beim Aufblitzen das Leucht-Verhalten der Nachbarzellen beeinflusst. Eine Kettenreaktion entsteht, und Schwärme von Blitzen ziehen über die Fassade. So wird eine Vernetzung sichtbar, die als massgebend für die Lebensqualität von heute und morgen erachtet werden kann.
Rural and Urban Interaction
Auf der Fassade und im Pavillon kommt die hoch entwickelte Vernetztheit der Schweiz mehrfach zum Ausdruck. Anders als in China, trifft dies in der Schweiz nicht nur für die Städte, sondern auch für ländliche Regionen zu. Eine Tatsache, die den Chinesen weitgehend noch nicht so bekannt ist.
Die Vorderseite der Zelle repräsentiert die Aussensicht auf die Schweiz: Hinter rotem Kunstharz zeichnet sich ganz schwach die Schweiz mit einer weissen Grafik ab, die ihre Landschaft abstrahiert darstellt. Die Elektronik und Leiterbahnen sind von derselben Seite sichtbar und stehen für den urbanen Teil des Landes; die Städte, ihre moderne Infrastruktur und komplexe Vernetzung. Die Rückseite der Zelle bzw. der Fassade zeigt die Schweiz von innen her gesehen: Die Zellen werfen rote Schatten; wir blicken sozusagen durch eine rosafarbene Brille und das schützende Netz (die Landesgrenzen) auf die Umwelt und zugleich vom Landesinnere her auf die Schweiz selber. In der Zelle werden die Umrisse der Schweiz im Gegenlicht besser sichtbar. Die Bevölkerungsdichte in Stadt- und Landregionen werden anhand von grafischen Ringformationen lesbar.
Eine Fassade der Nachhaltigkeit
Nach Ende der Ausstellungsdauer werden die Zellen als innovative Gadgets und Erinnerungsstücke versteigert. Dazu gibt es Informationen zu Aufbau, Funktion und Bedeutung der Zelle. So wird die Fassade direkt weiterverwendet und bringt ihre Botschaft sowie die Erinnerung an eine innovative und nachhaltig orientierte Schweiz in die chinesischen Haushalte.
Via: http://www.iart.ch (22.3.2010)
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