Retortenwelt

Ein Interview mit Friedrich von Borries über Niketowns, konfektionierte Erlebnisse und Bürger als Werbefiguren (BrandEins 09/2009)

Marken nutzen die Stadt als Bühne. Der Architekt und Design-Theoretiker Friedrich von Borries hält das für problematisch. Problematisch sei zum einen der konzeptionelle Ansatz, der hinter diesen gefakten öffentlichen Räumen stecke: Die Sony Plaza (Berlin, Potsdamer Platz), oder die Raiffeisen «City Lounge» (St. Gallen) seien kein urbaner Raum, sondern Privatgelände, in denen zwar so etwas wie eine städtische Öffentlichkeit entstehe, aber nur zu den Bedingungen der jeweiligen Hausordnung.
Problematisch sei zum andern die unlautere Beeinflussung – «Werbung, die so tut, als sei sie keine Werbung, sondern einfach Teil unserer normalen Umwelt. Das prinzipielle Problem mit der kommerziellen Bespielung von Stadtraum ist die Frage, wo es überhaupt noch Freiraum gibt. Psychologisch, aber auch rechtlich. Urbane Öffentlichkeit ist der Ort, wo unterschiedliche Interessen formuliert werden und kulturelle Identitäten – vom Punk bis zum Bankangestellten – Raum haben, aufeinandertreffen und einander wahrnehmen. Die Großstadt ist eine Integrationsmaschine. Das ist vielleicht manchmal anstrengend, aber es sorgt für so etwas wie kulturelle Vielfalt. Das geht immer weniger, wenn diese Räume von Unternehmen auf eine mal subtile, mal brachiale Weise besetzt werden.»
Das ganze Interview ist auf der BrandEins-Seite abrufbar.