Julian Opie: Bruce and Suzanne Walking, Zürich Paradeplatz

Künstlerische Verknappung von Menschen zu einfach lesbaren Typologien

Vom 1. Juni bis zum 22. Juli 2007 sind am Paradeplatz in Zürich zwei auf Sockeln montierte LED (light-emitting-diode) Skulpturen von Julian Opie zu sehen.
Die beiden je zweiseitig bespielte, rund zwei Meter hohe LED-Skulpturen («Bruce Walking» und «Suzanne Walking in Skirt and Top») auf der Ost-West-Achse des Platzes zeigen in kontinuierlicher Computeranimation zeigen einen schreitenden Mann und eine schreitende Frau und geben so die elementaren Bewegungsläufe jener Passanten wieder, die den Paradeplatz auf ihrem täglichen Gang zur Arbeit, zum Restaurant, beim Einkaufen oder Sightseeing kreuzen.
Der Rhythmus des Gehens und Laufens, der in Endlosschlaufen über die LED-Bildflächen flimmert, resultiert aus Bewegungsstudien, die Julian Opie an real existierenden Personen vornahm, mit der Videokamera festhielt und durch präzises Nachzeichnen am Computer auf diejenigen Charakteristika reduzierte, die für Haltung, Pose und Gang der gefilmten Personen typisch sind.

Julian Opie Suzanne Walking
Julian Opie Suzanne Walking (2007, Zurich Paradeplatz). Foto: Courtesy of Galerie Bob van Orsouw.
Julian Opies unverkennbare Bildsprache findet gerade im öffentlichen Raum den geeigneten Kontext zur Artikulation. Denn die künstlerische Verknappung von Landschaften, Architekturen und Menschen zu einfach lesbaren Typologien stellt nicht nur so manche Werbebotschaft in den Schatten, sondern reflektiert auch die Vereinnahmung des öffentlich-anonymen Raumes durch kommerzielle Partikularinteressen.
Darüberhinaus spricht Julian Opie mit der Schematisierung individueller Merkmale und alltäglicher Bewegungen zu piktogrammähnlichen Darstellungen nicht nur ein geschultes Kunstpublikum an. Er wendet sich auch an ein breites Feld von Rezipienten, die dadurch die Möglichkeit erhalten, in ihrem alltäglichen Umfeld, und im Falle des Paradeplatzes einfach beim Vorbeilaufen, auf selbstverständliche Weise in den Genuss eines ästhetischen Erlebnisses zu kommen.
Quelle: http://old.likeyou.com